China- Europa: Die Westlichen Bauten im Alten Sommerpalast Yuanmingyuan in Peking

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China-Europa

Die Westlichen Bauten im Alten Sommerpalast Yuanmingyuan 明 园 in Peking

Prof. Dr.-Ing. Hermann Schlimme

Die Westlichen Bauten, Fontänen und Wasserspiele wurden auf Wunsch Kaiser Qianlongs in der Mitte des 18. Jahrhunderts von Italienischen und Französischen Jesuiten und Chinesischen Architekten und Bauleuten im Alten Sommerpalast Yuanmingyuan in Peking errichtet und 1860 zerstört. Die Westlichen Bauten sind bereits ausführlich studiert worden. Die Wissensgrundlage für ihre Konzeption und Errichtung ist jedoch nie systematisch untersucht worden. An dieser Stelle setzt das Projekt an.

Der Kaiser verlangte die Errichtung der Europäischen Bauten, Springbrunnen und Wasserspiele innerhalb weniger Monate. Der Maler Giuseppe Castiglione war aufgefordert, die Architektur zu entwerfen, der Astronom Michel Benoist die Hydraulik. In dieser epistemischen Sondersituation musste man das nötige Westliche Wissen aus den zahlreichen Westlichen Architektur- und Hydrauliktraktaten zurückgewinnen, die in den Jesuitenbibliotheken in Peking vorhanden waren. Die Bände werden heute in der Chinesischen Nationalbibliothek aufbewahrt und sind unzugänglich. Im Rahmen des Projekts ist es jedoch Dank einer speziellen Erlaubnis möglich, die Bände einzusehen und die handschriftlichen Kommentare, Manuskripte und Handzeichnungen darin zu analysieren. Auf der Grundlage dieser und weiterer Quellen, wie historischen Zeichnungen, Stichen, Fotos und den inzwischen weiter verfallenen Ruinen der Bauten selbst lässt sich verstehen, wie die Jesuiten die Westlichen Bauten konzipiert und errichtet haben und wie es ihnen gelang, die erforderlichen Entwurfsgrundlagen zu bekommen.

Ziel ist es, herauszufinden, wie Westliche Bauformen und Wasserkünste mit Chinesischen Architektur- und Kunstauffassungen interagierten, wie die Paläste von den Chinesischen Bauleuten unter Adaption vorhandener und importierter Konstruktionsweisen realisiert wurden und wie dieser interkulturelle Moment rezipiert wurde.

 

Weitere Partner:

Tsinghua University, Beijing

 

Beijing Tsinghua Institute for Digitization (THID)

 

 

 

Palast der Wunder der Hamonie (Xieqiqu), Grundriss, nach 1860 (Guo Daiheng)

 

Palast der Wunder der Hamonie (Xieqiqu), Photo Ernst Ohlmer, ca. 1873 (Hsu Chung Mao, Taiwan)

 

Palast der Wunder der Hamonie (Xieqiqu), hydraulisches System, Detail (Guo Daiheng)

 

Morland 1685, Frontispiz, Beitang Collection Nr. 499/659 (National Library of China, Beijing)

 

Palast der Wunder der Hamonie (Xieqiqu), Photo Théophil Piry, 1876

 

Palast der Wunder der Hamonie (Xieqiqu), Stichdarstellung, Detail, 1783